
Interview mit Oliver Seypt und Anka Müller
DVZ.info: Was versteht man unter dem gerichtlichen Hinterlegungsverfahren?
Anka Müller: Die Hinterlegung ist eine treuhänderische, staatliche Verwahrung von Geldern und Werten. Die Sachen werden aufbewahrt und demjenigen wieder ausgezahlt, dem es zusteht. Ein klassischer Fall ist der Nachlass. Wenn beispielsweise im Pflegeheim jemand gestorben ist, gelangen die Wertgegenstände und Gelder an die Hinterlegungsstelle und die Erben erhalten diese mittels eines Erbscheins wieder.
Welchen Anteil hatte Berlin bei der neu entwickelten depos.NET-Software?
O. Seypt: 2013 führten wir die erste Software-Version in Berlin erfolgreich ein. Wir gaben dann Jahre später ein Ergonomie-Gutachten zu der Anwendung in Auftrag, indem Verbesserungsvorschläge auftauchten. Infolgedessen vereinbarten wir mit dem DVZ eine Entwicklungspartnerschaft mit dem Ziel, die IT-Anwendung neu aufzusetzen und gleichzeitig die Betriebsumgebung sowie Datenbank zu modernisieren.
A. Müller: Wir lieferten ein umfangreiches Fachkonzept für die Neuentwicklung. Im ersten Schritt übertrugen wir 1:1 die fachlichen Anforderungen. Natürlich in einem moderneren Design und auf einer zukunftsfähigeren Betriebsumgebung mit einer SQL-Datenbank. Nun haben wir eine ergonomisch schöne Anwendung mit einer prima Suchfunktion und verbesserten Workflows. Weitere Optimierungen sind geplant.
O. Seypt: Wir unterstützten zusätzlich mit einem siebenköpfigen Testteam, welches die Software in der Entwicklungsphase in zwölf Runden auf seine Funktionen hin prüfte.
Wo sehen Sie die größten Vorteile in der neuen Webanwendung?
A. Müller: Das größte Alleinstellungsmerkmal ist ganz klar die Schnittstelle zu ProFiskal. Damit führen wir die Buchung von Geldern sowie die Quittungserstellung komplett automatisiert durch. Ebenso vereinnahmen wir mit einem Klick die Gelder – das erspart viel Zeit. Aus Anwendersicht ist das Wegfallen der manuellen Schreibarbeit der größte Vorteil. Wir haben durch die einmalige Dateneingabe eine größere Genauigkeit und Übertragungsfehler fallen weg.
O. Seypt: Durch die Neuentwicklung haben wir ein stabiles Betriebssystem sowie eine zeitgemäße Datenbank. depos.NET ist für die Justiz die einzige Anwendung in Berlin, die solide über das Netz des Bundes läuft. Daran hatte das DVZ einen großen Anteil.
Was für weitere Pläne gibt es?
O. Seypt: Perspektivisch sind die nächsten Schritte die Umstellung auf die E-Akte sowie die automatische Anbindung an den elektronischen Rechtsverkehr. Ein großer Mehrwert wäre auch eine automatisierte Einlesefunktion der Anträge. Die Technik kann das, das wissen wir. Wir müssen nur damit starten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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Nicole Stüve
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